Nachdem die gesteuerte Pilotbohrung den Zielpunkt erreicht hat, wird die Pilotbohrgarnitur demontiert und gegen ein Aufweitwerkzeug ausgetauscht. Hierbei handelt es sich um ein Bohrwerkzeug zum Aufweiten des Bohrkanals auf einen größeren Durchmesser. Je nach Bodenformationen und Bohranlage werden hierzu Barrel- und Konusreamer, i.d.R. für weiche oder rollige Formationen, Fly Cutter i.d.R. für bindige bis gemischtkörnige Formationen oder Hole Opener, i.d.R. für harte Formationen (Fels), eingesetzt. Das Räumwerkzeug wird im Regelfall drehend und spülend von der Austrittsseite zur Bohranlage zurückgezogen. Für jede an der Bohranlage ausgebaute Bohrstange wird auf der gegenüberliegenden Arbeitsseite eine neue Bohrstange nachgesetzt. So wird sichergestellt, dass sich zu jeder Zeit ein kompletter Bohrstrang im Bohrloch befindet. Bei kleinen Bohrlochdurchmessern, kurzen Bohrungen und unter günstigen geologischen Bedingungen kann eventuell auf das Nachsetzen von Bohrstangen verzichtet werden. Das lässt sich jedoch frühestens nach Abschluss der Pilotbohrung beurteilen.
Das aufweitende Räumwerkzeug sollte zum vorherigen Räumgang möglichst zentriert arbeiten, was durch die Wahl geeigneter Werkzeugabstufungen und teilweise durch den Einsatz von Zentrierungseinrichtungen gewährleistet wird.
Neben diesem „konventionellen“ Aufweiten, mit Arbeitsrichtung von der Rohrseite zur Bohrseite, kann auch das sogenannte Vorwärtsräumen eingesetzt werden. Hierbei wird der Räumer drehend von der Bohranlage aus in den Boden geschoben, wobei die Pilotbohrung bzw. der Pilotbohrstrang oder spezielle Zentriereinrichtungen als Führung für das Räumwerkzeug dienen. Inwieweit ein Vorwärtsräumen eingesetzt werden kann, hängt von den Bohrdimensionen, den geometrischen Parametern der Bohrkurve, vor allem aber von den Baugrundbedingungen ab.
Bei großen Aufweitdurchmessern muss sichergestellt sein, dass die eingesetzte Bohranlage genügend Reserven hinsichtlich des Drehmomentes hat, um einen Erfolg der Bohrung zu gewährleisten. Das erforderliche Drehmoment hat oftmals größeren Einfluss auf die Wahl einer geeigneten Bohranlage als die erforderliche Zugkraft für den Einzug des Rohres oder der Rohre. Ebenso ist bei großen Aufweitdurchmessern auf ausreichende Deckung über der Bohrung zu achten, da die Stabilität des Bohrloches tendenziell mit zunehmendem Bohrlochdurchmesser und auch mit geringerer Überdeckung abnimmt.